Tag Archives: Beziehungen Crowdsourcing

Getting Results from Crowds – Aufbau von Beziehungen

Dawson und Bynghall messen dem Aufbau von nachhaltigen Beziehungen zwischen Freelancern und Auftraggebern einen hohen Stellenwert bei. Die Autoren von Getting Results from Crowds – The definitive guide to using crowdsoucing to grow your business“ zitieren die Gründerin von Samasource Leila Janah folgendermassen:

„I think we have a duty, as people who live in a relatively wealthy country, to free up all this talent waiting in the wings and ready to participate in the global economy. We have to connect that talent to genuine opportunity” (Leila Janah, Samasource).

Der Schwerpunkt liegt hier meiner Meinung nach auf dem Ausdruck “genuine opportunity”. Nicht die Fremdvergabe von Aufgaben in Billigländer bzw. die Ausnützung von Auftragnehmern mit wenig Verhandlungsmacht sollte der ausschlaggebende Grund sein, um sich Crowdsourcing zuzuwenden. Vielmehr soll der Talentpool von arbeitsfreudigen Freelancern weltweit angezapft und durch den Aufbau von langfristigen Beziehungen in die eigenen Unternehmensstrukturen eingebettet werden.

Dawson und Bynghall zählen im Zusammenhang mit dem Beziehungsaufbau drei Schlüsselprinzipien für Crowdsourcing auf:

1. Respekt

Das erste und zugleich wichtigste Prinzip ist gegenseitiger Respekt. Um die grössten Talente einzustellen und mit diesen über längere Zeit zusammenarbeiten zu können, muss eine Beziehung aufgebaut werden, die auf gegenseitigem Respekt beruht. Nur so interessieren sich die besten Freelancer für eine Zusammenarbeit und nur so kann nachhaltig Nutzen geschaffen werden.

2. Rewards

Natürlich geht es beim Crowdsourcing auch um die Reduktion von Kosten. Dieses Ziel kann jedoch nicht durch „Dumpinglöhne“ bewerkstelligt werden. Ganz im Gegenteil, billige Arbeitskräfte erbringen oft auch unterdurchschnittliche Leistungen und folglich minderwertige Produkte bzw. Dienstleistungen. Wie sollen also Freelancer entlohnt werden?

Ein angemessenes monetäres Entgelt ist unumgänglich. Für europäische und insbesondere schweizerische Verhältnisse ist der Weltmarktpreis für eine qualifizierte Arbeitskraft jedoch häufig sehr tief. Dies soll nicht bedeuten, dass ein ausgezeichneter Software-Developer für nur 10.- in der Stunde arbeiten wird. Top-Talente verdienen laut den Autoren auf der ganzen Welt etwa denselben Lohn.
Neben der herkömmlichen Vergütung sind jedoch gerade bei Freelancern, die sich gegen die „nine-to-five jobs“ entschieden haben, nichtfinanzielle Anreize von grosser Wichtigkeit. So unter anderem:

  • Flexibilität
  • Interessante Aufgaben
  • Mehr oder weniger konsistente Arbeit
  • Erlernen von neuen Fähigkeiten
  • etc.

Diese oft intrinsischen Anreize soll ein Auftraggeber beim Aufbau einer Beziehung im Hinterkopf behalten.

3. Roles

Um erfolgreiche Beziehungen aufbauen zu können, müssen die Rollen in der Unternehmung klar verteilt sein. Herkömmliche Vorgesetzte-Mitarbeiter-Verhältnisse können in einigen Fällen nicht ausreichen, da spezielles Know-How erforderlich ist. Dawson und Bynghall empfehlen deshalb, nach erfolgreichen Crowdsourcing-Versuchen die Errichtung von Stellen wie beispielsweise „Contractor Manager“, „Projekt Manager“ sowie „Quality Manager“, die jeweils die Verantwortung für den Aufbau und die Pflege von Beziehungen zu Freelancern übernehmen.

Die besten Talente als Ziel

Die oben genannten Punkte helfen einem Crowdsourcing-Neuling, langfristige Beziehungen aufzubauen und zu unterhalten. Dadurch lassen sich die Top-Talente halten und optimal einsetzen, was zu jedem Zeitpunkt das Ziel eines Auftraggebers darstellen sollte. Dies ist auch meine persönliche Einstellung zu diesem Thema.

„Respect a man, he will do the more“ (James Howell).

 

Autor: Jérôme Schwarzkopf, St. Gallen

Tagged